Die Notenbombe

Lurs hatte es sich auf dem Sofa der Familie Höfel bequem gemacht.

Heute war Zeugnistag. Für Lurs war es ein Festtag, an dem er den Erfolg seiner Arbeit so richtig feiern wollte.

Schon kam Herr Höfel ins Wohnzimmer. Er stellte sein Bier auf den Couchtisch, setzte sich und griff zur Fernbedienung.

»Nix da«, murmelte Lurs, »erst das Vergnügen.«

»Nix da“, murmelte Herr Höfel, »erst das Zeugnis ... Max!«, rief er. »Zeig’ mir mal das Zeugnis!«

Ängstlich schlich Max sich ins Wohnzimmer. Die Mutter folgte ihm. In der Hand trug sie ein merkwürdig aussehendes Gerät. Lurs bemerkte das nicht.

Er saß auf dem Sofa und grinste voller Vorfreude. Gleich würde er seine Notenbombe platzen lassen.

Vater Höfel nahm das Zeugnis und las: »Sport Eins, Religion Zwei, Rechnen Vier, Kunst Eins, Deutsch ...«

Es war soweit. Lurs zündete die Bombe.

»Was, in Deutsch 'ne Sechs! Ja Himmel-Herrgott-Rattenflut, Kreuzdonner, Blitz und Otterblut. Das gibts doch nicht! Eine Sechs! Mein Sohn kommt mit ‘ner Sechs! Das gibt Hausarrest und die Spielkonsole ist gestrichen!«, schimpfte Herr Höfel voller Wut und Enttäuschung.

Sein Sohn eine Sechs, unmöglich!

Max zitterte am ganzen Leib. Sein Vater liebte ihn nicht mehr.

Da durchschnitt ein merkwürdiger Ton den Raum.

Schon zeigte die Reflektor-Maschine Lurs in seiner ganzen Pracht: Lurs auf dem Sofa, inmitten der Kissen, mit gekringeltem Schwanz und diesem gehässigen Grinsen im Gesicht.

»So«, sagte Frau Höfel erstaunlich cool zu ihrem Mann, »das ist es, das Lese- und Rechtschreibmonster Lurs. Siehst du, Schatz, du wolltest es ja nicht glauben, dass es das tatsächlich gibt.«

Herr Höfel begriff und reagierte erstaunlich schnell. Er wirbelte auf dem Absatz herum. »Den schnapp ich mir!«, rief er und wollte Lurs an den Kragen. Aber seine Hände griffen ins Leere.

»Der echte Lurs hat ist schon weg«, sagte Frau Höfel. »Steni und Lega haben eine Fixiereinheit in den Reflektor gebaut. Das heißt, nur das Bild von Lurs kann festgehalten werden und das ist wie Luft.«

Vater Höfel fiel ächzend in den Sessel zurück.

»Entspann dich, Papa. Schau ein bisschen Fußball.«  Max hatte ziemlich Oberwasser bekommen.

»Und deine Sechs in Deutsch, die ist dir wohl egal?«, fragte der Vater.

»Egal nicht, aber jetzt dürfte auch dir klar sein, wer unserem Jungen solche Schwierigkeiten macht«, sagte Frau Höfel.

»Pah«, machte Vater Höfel.

»Außerdem, Liebster, deine Zeugnisse waren auch nicht viel besser«, flötete Frau Höfel honigsüß.

Vater Höfel dachte an seine Zeugnisse und den Aufstand, den es zu Hause immer gegeben hatte.

»Noten, was bedeuten schon Noten?«, sagte er ganz in Gedanken versunken.

ENDE

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